Seit Urzeiten suchten und fanden die Menschen einen Grund zum Feiern. Waren dies ursprünglich mutmaßlich spontane Anlässe, die zum Feiern anregten; Anlässe, die naturbedingt waren oder dem persönlichen Erleben entsprangen, so ging der Mensch im Laufe seiner Entwicklung dazu über, strukturiert zu feiern und so dem Leben einen erweiterten Sinn zu geben. „Es gab eine Zeit zum Feiern und es gab eine Zeit zum Trauern“, so zitierte Gabi Schimmel vom Katholischen Bildungswerk anlässlich ihres Vortrages „Feste und Bräuche – da gab es was zu feiern“ im Seniorencafe des Generationenbundes einen alten jüdischen Sinnspruch, der wohl auch heute noch nichts von seinem Erkenntnisgehalt verloren hat.

„Und die Menschen brauchen diesen Wechsel von Gleichmäßigkeit im Leben und dann wieder von Ereignissen, die Bewegung in ihr Leben, in ihr Gemüt bringen. Und aus dieser Erkenntnis heraus“, fuhr die Referentin in ihren grundlegenden Ausführungen fort, „haben die Menschen im Laufe ihrer Entwicklung, ganz im Gegensatz zu allen anderen Lebewesen, eine ausgeprägte Kultur des Feierns geschaffen“.

Und diese Entwicklung war vielfältiger Natur. So entstanden Feiertage und Bräuche, die den Jahresverlauf abbilden, die dann später aus der christlichen Lehre kamen und die oftmals ganz persönlicher Natur sind.

Angefangen von der Geburt, die meist gebührend gefeiert wird, über die verschiedenen Geburtstage, besonders die markanten, runden Geburtstage, bis hin zum Schulabschluss und der Hochzeit, die meist einen Höhepunkt im Leben darstellt, früher noch stärker als heute, ehe sich dann langsam die zweite Hälfte des Lebens bahnbricht, in die Rente führt und dann schließlich zum Abschluss des Lebens, der wiederum für die Hinterbliebenen oftmals ein, wenn auch nachdenklicher Anlass zum Feiern ist.

Wobei natürlich der Unterscheidung in weltliche und christliche Feiern nicht selten fließend ist.

So wird aus Anlass der Geburt die Taufe gefeiert als Eintritt ins christliche Leben, die Hochzeit gilt auch als Eheversprechen vor Gott und das Ableben ist das Ende des irdischen Lebens und führt hin zu einer anderen Lebensform, so die christliche Lehre. Aber auch der Jahresverlauf mit seinen christlichen Feiertagen geht oft einher mit weltlichen Lebensweisen und bestimmt diese mit.

Ostern als Fest der Auferstehung mit seinen vielen Bräuchen und der vorhergehenden Fastenzeit als Zeichen des Aufbruchs in den Frühling, also in die bessere Jahreszeit, Pfingsten als Fest des Heiligen Geistes ist ein willkommener Anlass für den ersten Urlaub im Jahr und Weihnachten als Abschluss des Jahres und ebenfalls ehedem von vielen Gebräuchen gekennzeichnet, wird einerseits als freudige Ankunft von Jesus  gefeiert und leitet andererseits in die strenge, kalte Jahreszeit über.

Und so gäbe und gibt es noch viele Anlässe zu feiern, die alle mehr oder weniger ausführlich Eingang in den Vortrag von Rosi Schimmel fanden und die die Zuhörer eifrig dazu anregten, aus ihrem Leben im Zusammenhang mit Bräuchen und Festen zu erzählen. Manche dieser Bräuche sind heute nahezu in Vergessenheit geraten, nicht wenige werden nur noch regional oder auf dem Lande intensiver begangen, man denke hier nur an den Fronleichnamszug oder das Erntedankfest, und manch‘ ein Neuer kam hinzu und zeugt davon, dass wir Menschen, so Gabi Schimmel zum Abschluss, „das Feiern, in welcher Form auch immer, nach wie vor dringend für ein ausgeglichenes Leben benötigen, uns dazu bekennen sollten und diese mit Freude annehmen sollten“.

 

 

Bildhinweis: Geschickt band Gabi Schimmel, Oberteisendorf, die Zuhörer in ihren Vortrag ein und entlockte ihnen damit so manche Erzählung aus dem eigenen Leben. 

 

18.03.2022 G. Wolf   

   

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